Horizonte

2017 – M. Augustin
Hafengeräusche = 208074__deranged__harbour-seagulls-48k.wav von der Seite Freesound.org (CC 0 Lic)

Erste Schritte auf festem Grund,
kühler Stand, auf Sand gebaut.
Zögern, fragen, prüfen und
doch irgendwie vertraut.

Erstes Schwimmen, frei und wild,
vorsichtshalber aufblasbar beringt,
wie schnell die Angst versinkt.

Erste Blicke ganz nach vorn,
offener Horizont.
Jede Richtung unverdorben,
unverstellte Front.

Abenteuer Gummiboot,
Kapitän zur See,
Norden, Osten, Süden, West,
und der ganze Rest.

Später dann das Schiff getauscht,
ganz vorn an der Reling steh’n,
heftig in den Wind gelauscht,
der mir um die Nase weht.

Erste Wogen im Sturm genommen,
Erste Klippen atemlos umschifft,
bevor es mich betrifft.

Hohe See, rau und mild,
nicht mal eine Gabelung.
Jede Richtung dasselbe Bild,
nur mit dem Wind im Schwung.

Ständig sucht man irgendwas,
fährt auch mal im Kreis.
Ständig zahlt man irgendeinen Preis.

Ich bin deins und du bist meins,
wir sind unsereins.
Keine Macht, die unser Band zerbricht.
So manchen Hafen angelaufen,
nirgends festgemacht.
In der Gischt sieht man die Tränen nicht.
Die Strömung hat uns mitgenommen,
trotz allem Widerstand.
Der Kampf war viel zu lang und viel zu schwer.
Über uns der Himmel,
und zwischen uns der Deich,
und hinter mir, hinter mir das Meer.

Wogenberg und Wellental,
leckgeschlagenes Segelboot.
Manchmal ist’s, als würd man kielgeholt.

Gelegentlich gestrandet,
im Nebel und im Seemannsgarn verstrickt,
kein vorwärts und zurück.

Für Meerjungfrauen hier und da,
mit Neptun angelegt,
viel zu oft und viel zu nah,
und den Sextant verlegt.

Den Schiffbruch schnell verklappt,
die unvermeidliche Flaute schwer verdaut.
Rettungsring gebaut.

Könnt‘ die See auch trockenlegen.
Übermut tut selten gut,
abgesoffen, und von wegen – Mut,
zwischen Ebbe und Flut.

Strudel droht, ein dunkles Grab,
letzte Hoffnung auf den Wassergeist,
sofern er nicht bescheißt.

Metropolen im Glanzgesicht,
Werbefratzen ungeniert.
Jederzeit Versprechen, Schwüre,
und jedes Wort zensiert.

Kommerzielle Eisgebirge,
haben mir den Weg zu dir verstellt,
zu kalt für meine Welt.

Ich bin deins und du bist meins,
wir sind unsereins.
Keine Macht, die unser Band zerbricht.
So manchen Hafen angelaufen,
nirgends festgemacht.
In der Gischt sieht man die Tränen nicht.
Die Strömung hat uns mitgenommen,
trotz allem Widerstand.
Der Kampf war viel zu lang und viel zu schwer.
Über uns der Himmel,
und zwischen uns der Deich,
und hinter mir, hinter mir das Meer.