Annemarie

2016 – M. Augustin

Annemarie, Annemarie, wo bist du?
Annemarie, hörst du mir wieder mal zu?
Wie ich schwadronier‘ von Zeiten mit dir,
von alten Geschichten, die keinen interessier’n,
die trotzdem ganz tiefe Spur’n hinterließen in mir.
Annemarie, Annemarie, wo bist du?

Annemarie, Annemarie, kannst du seh’n?
Annemarie, wohin wir morgen wohl geh’n?
du hast mich geschützt vor jeder Gefahr,
vorm Stolpern und Stürzen und so manches Mal,
gerade gebogen, was für mich ungerade war.
Annemarie, Annemarie, kannst du seh’n?

Was wär‘ die Zukunft wert, wenn du mir damals nicht so viel vom Glück gezeigt hätt’st?
Wie konnt’st du auch ahnen, dass der Irrsinn nicht aufhört und man alles auch heut‘ aufs Spiel setzt?
Du wüsstest schon längst, was wir noch lernen müssen, wir haben uns mal wieder verschätzt.
Wir haben uns mal wieder verschätzt.

Annemarie, Annemarie, spürst du’s noch?
Das Ticken der Uhr, und meine Angst vorm schwarzen Loch.
Vorm Fallen und Fliegen, vom Wahnsinn verfolgt,
vorm Stunk in der Schule, vor Donner und Groll,
vor jeder Enttäuschung, die auf alles Schöne erfolgt.
Annemarie, Annemarie, spürst du’s noch?

Annemarie, Annemarie, wo warst du?
Annemarie, damals als die Stunde schlug?
Opas Geschichten haben so viel erzählt,
von Wäldern und Tieren und friedlicher Welt,
was damals passiert ist, im Krieg, hast du nie erwähnt.
Annemarie, Annemarie, wo warst du?

Was wär‘ die Zukunft wert, wenn du mir damals nicht so viel vom Glück gezeigt hätt’st?
Wie konnt’st du auch ahnen, dass der Irrsinn nicht aufhört und man alles auch heut‘ aufs Spiel setzt?
Du ahntest schon längst, was die nicht mehr wissen, sie haben sich mal wieder verschätzt.
Und sie haben mich mal wieder verletzt.

Annemarie, Annemarie, wo bist du?
Annemarie, ich kann mir gut vorstellen wie du
mit Engeln jetzt Skat kloppst, und sie beschützt,
aufpasst, dass jeder Flügel gut sitzt,
und auch in meine Richtung manchmal kiebitzt.
Annemarie, Annemarie, wo bist du?